Leben mit Behinderung: wenn einem die Unabhängigkeit durch Gesetze verwehrt wird

Salzburg, Österreich. Ich bin seit zwei Monaten zurück in meiner neuen alten Heimat, zurück in Salzburg. Meine Reise durch die Welt ist vorerst beendet. Kann ja nicht ewig ein solches Lotterleben führen! 🙂 Nein, Spaß beiseite. Irgendwie wollte ich zurück ins wunderschöne Salzburg und wieder sesshaft werden. Die letzten (knapp) 3 Jahren waren geil. Mega geil. Viel erlebt, viel gesehen, viel gelernt, mich sehr verändert. Und jetzt, genau jetzt hab ich grad Bock, endlich mal wieder ein Update von mir zu veröffentlichen. 

Ich sitz hier in meiner wunderschönen, süßen, kleinen Wohnung in Salzburg und trink ein Glas Prosecco. Jaaa, ich trink wieder Alkohol. Nach zwei Jahren Abstinenz lass ich mir’s jetzt wieder schmecken. Warum auch auf die geilen Sachen im Leben verzichten? Wer weiß, ob morgen ein Bus kommt und mich überfährt? Dann war ich am Vorabend wenigstens noch betüdelt! Genauso ist das doch mit dem Essen: Essen ist viel zu geil, als dass ich eine blöde Gemüse-Diät machen würde. Klar, ich sollte wieder abnehmen, aber da verlass ich mich doch lieber auf das langsame Intervallfasten. Essen ist doch einfach viel zu geil.

Da muss sich was ändern! Den Gesetzen für Behinderte an den Kragen!

Und warum meld ich mich jetzt heute eigentlich zurück? Weil ich genervt bin, genervt von den deutschen Gesetzen. Seit gut einem Jahr kämpfe ich für einen Parkausweis, sodass ich auch auf den super tollen Behindertenparkplätzen parken dürfte. Aber bis heute Fehlanzeige. Erst am Samstag kam die erneute Ablehnung. Aber warum? Das Gehen ist für mich nun wirklich kein Spaziergang, sondern jeder Schritt ist präzise Feinstarbeit und ich muss aufpassen, dass ich nicht falle. Ich sehe eher, wenn ein Unkraut aus’m Boden kommt, als dass ich eine Biene auf der Blume in der Wiese nebenan sehe. Warum? Weil ich immer genau auf den Boden schaue, um ja nicht zu stolpern. Und da kann auch ein Gang zu Hofer (Aldi – ja mei, ich bin hald jetz wieder bei den Österreichern) anstrengend sein. Schließlich läuft man da ja doch ein paar hundert Meter. Das ist für euch Gesunde nicht das große Ding, aber für mich eine Herausforderung. Eine Herausforderung, die mir leichter fallen würde, wenn ich direkt vor der Tür parken könnte. Darf ich nicht. Warum nicht? Weil ich erst im Rollstuhl sitzen muss, um diesen bescheuerten Parkausweis zu bekommen. Und so ein Arsch bin ich nicht, dass ich mich einfach trotzdem auf den Parkplatz stelle. Nein, als brave Deutsche mach ich das nicht. Aber da gibts so krass viele rücksichtslose Menschen, da könnt ich euch Geschichten erzählen…

Von vorne: Ich hab seit letztem Jahr einen Schwerbehindertenausweis mit Merkzeichen G (Gehbehinderung). Die reicht aber nicht für einen Parkausweis. Dafür bräuchte ich das Merkzeichen aG (außergewöhnliche Gehbehinderung). Oder besser gesagt, ich müsste im Rollstuhl sitzen. Das tu ich aber nicht! Und das will ich auch nicht, zumindest nicht so schnell. Sprich, ich hab Pech gehabt.

Steine im Weg…

Was soll der Scheiß? Ich würd so gern ein unabhängiges Leben führen und ohne Hilfe durchs Leben gehen (in den meisten Situationen zumindest). Aber was, wenn ich einen Kilometer entfernt parken muss? Dann brauch ich 1. ewig (also wirklich), bis ich am Ziel bin, oder aber ich brauch Hilfe (mich setzt jemand vor Ort ab und parkt das Auto dann 1 km entfernt). Oder was ist, wenn’s draußen glatt ist?!? Da ist dann jeder Schritt 5x so schwierig. Aber die deutschen Gesetze wollen das so. Sie stellen sich mir in den Weg. Sie verhindern quasi, dass ich ein selbstständiges und unabhängiges Leben führe.

Was ist mit uns? Mit uns Beeinträchtigten, die sehr wohl noch von A nach B kommen, aber jeder Schritt ein Kampf ist? Wenn bei jedem Schritt die Angst mitläuft, hinzufallen? Und wenn man auf dem Boden liegt – wie kommt man alleine wieder hoch? Was ist mit uns? Wir fallen durch’s Raster. Wir können ja noch gehen. Kann ja nicht so schlimm sein.

Ganz ehrlich: wer nimmt sich eigentlich dieses Recht raus, solche Gesetzte zu machen? Gesunde Menschen, denen die Sicht von einem wie mir egal ist. Macht euch doch mal die Mühe und zieht euch mal unsere Schuhe an, liebe Gesetzesmacher!

Das deutsche Schwerbehindertengesetz gilt übrigens der Eingliederung Schwerbehinderter in Arbeit, Beruf und Gesellschaft. Gefördert werden sollen die Selbstbestimmung und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft. Des Weiteren sollen durch das Schwerbehindertenrecht Benachteiligungen von Behinderten vermieden bzw. entgegengewirkt werden.

Darf ich da kurz lachen? Irgendwie macht das bei mir genau das Gegenteil!

Und von der Barrierefreiheit hier bei uns in Deutschland und Österreich will ich jetzt gar nicht anfangen… da wird mir schlecht, wenn ich uns doch so weit entwickeltes Land mit ärmeren Ländern vergleiche.

Ich hab nur eine kleine Leserschaft. Aber vielleicht ist ja einer unter euch, der mir weiterhelfen kann. Der Kontakte hat… Sodass meine Stimme gehört wird.

Kampf für Gerechtigkeit

Ich werde nicht aufgeben. Ich werde für diesen verdammten Parkausweis kämpfen. Ich werde für Gerechtigkeit kämpfen. Ich weiß zwar noch nicht wie ich das anstelle, aber ich geb nicht auf! Vielleicht weiß auch einer, ob das Ganze in Österreich vielleicht einfacher ist? Schon jetzt 1000 Dank an alle <3

Ich hatte heute ein wirkliches Tief und war zu Tode betrübt. Immerhin bleib ich manchmal von vorn herein zu Hause, weil ich weiß, dass es keinen Parkplatz für mich gibt. Ich igel mich quasi ein. Aber dann dacht ich mir: wtf – das Leben ist zu kurz. Es muss sich was ändern. Ich bin das mir und meinem eigenständigen Leben schuldig. Und allen, die in meiner Situation sind oder noch in meine Situation kommen!

Jetzt verabschiede ich mich in die Nacht – seh eh schon nix mehr, weil mich die Allergie so quält. Und außerdem versprech ich euch ab sofort wieder mehr Updates. Es gibt da nämlich noch ein anderes Thema in meinem Leben, das momentan sehr präsent ist und mir Steine in den Weg legt… Dazu bald mehr 🙂

Alles Liebe,

eure Kathi

PS: Vergiss nicht, das Leben ist für dich! Genieß jeden Tag und #enjoylifeasitcomes

Post Autor
Kathi

Kathi - immer fröhlich, gut gelaunt und meist mit einem Lächeln auf den Lippen anzutreffen. Verliebt in Spanien, leicht zum Lachen zu bringen, optimistisch und pünktlich...



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